Anrainer für Verkehrsprojekte

Chance oder Risiko? – Notwendig oder „bloß nicht“?

Gleich zwei Fragen konnten Besucher*Innen des Aktionsstandes der SPD im Flecken Salzhemmendorf beantworten. Bei den zahlreichen Gesprächen stellte sich heraus, dass die geschenkten Stimmen nicht so ohne Weiteres den bereitgestellten Antworten zugeordnet werden konnten.

Worum ging es? Zum einen ging es um die Umgehungsstraße um die Ortschaften Hemmendorf, Oldendorf und Benstorf. Während die Umgehungsstraße um Mehle bereits fertig gestellt ist und die Umgehung von Coppenbrügge und Marienau sich bereits im Bau befindet, müssen die Bewohner der Salzhemmendorfer Ortschaften noch auf längere Zeit mit der aktuellen Situation leben. Der Lückenschluss zwischen den beiden Umgehungsstraßen hat zwar bereits Planungsrecht, also kann bereits geplant werden, jedoch stellt die aktuelle gute wirtschaftliche Lage eine Hürde für die Realisierung der Umgehung dar. Es fehlen die für die Planung erforderlichen Fachkräfte. Da im Bundesverkehrswegeplan die Strecke keine hohe Priorität besitzt wird hier auch kurzfristig keine Änderung zu erwarten sein.

Anders als die Umgehungsstraße genießt die Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen Hameln und Elze eine weit höhere Priorität. Hier scheinen die Planer im Bundesverkehrsministerium einen wesentlich höheren Nutzen zu sehen. Es stellt sich nur die Frage für wen? Oder anders herum zu wessen Lasten?

Diese Frage wollte der SPD-Ortsverein Flecken Salzhemmendorf mit den Standbesuchern in Oldendorf diskutieren. Die weit größere Mehrheit sieht mehr Chancen als Risiken bei einer Elektrifizierung der Bahnstrecke.

Der ebenfalls am Aktionsstand anwesende Landtagsabgeordnete Uli Watermann hat auf die Risiken aufmerksam gemacht. Auch auf das undurchsichtige Verhalten der Verantwortlichen im Bundesverkehrsministerium. Eine Beteiligung der Anrainer zu Änderungen an den Plänen, wie sie auch vom Landrat Tjark Bartels gefordert wurde, hat es nicht gegeben. Fest steht, dass die Strecke als Ausweichroute für den stark überlasteten Bahnknotenpunkt Hannover gesehen wird.

Zwar ermöglicht die elektrifizierte Strecke einen sauberen und schnelleren Bahnverkehr als die bisherige Dieseltechnologie, es stellt sich jedoch die Frage ob der stark subventionierte ÖPNV nicht dem wesentlich gewinnträchtigerem Güterverkehr Platz machen muss. Und hier liegen die Risiken.

Dass die Standbesucher dann doch eher mehr Chancen als Risiken sehen ist wohl auch der aktuellen Situation geschuldet. Gleich zwei Faktoren fallen hier ins Gewicht. Da sind zum einen die hohen Fahrtkosten nach Hannover. Für die einfache Fahrt vom Bahnhof Osterwald nach Hannover werden pro Person 10 Euro verlangt. Weitaus gravierender sind jedoch die schlechten Anbindungen an die Landeshauptstadt. Egal wie rum man fährt. In Elze oder Hameln muss man mit einiger Verzögerung umsteigen. Bei den mittlerweile regelmäßigen Verspätungen sogar längere Aufenthalte an den Umsteigepunkten in Kauf nehmen. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass viele Bahnreisende mit dem Ziel Hannover erst mit dem Pkw nach Völksen fahren um dort zum günstigen GVH-Tarif und ohne umsteigen zu müssen, zu reisen. Gerade in Zeiten in denen intensiv über CO2-Reduzierung diskutiert wird sind Alternativen erforderlich.

Trotz des Risikos des stärkeren Güterverkehrs durch das Saaletal sehen die meisten Besucher des SPD-Stands eher eine Chance, also eine Verbesserung der aktuellen Lage als denn eine Verschlechterung durch das Risiko eines stärkeren Güterverkehrs.

Der Landrat und die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden haben in einem gemeinsamen Schreiben an das Bundesverkehrsministerium um Aufklärung in einem gemeinsamen Gespräch gefordert.

Um auch die betroffenen Bürger*Innen vor Ort über die aktuelle Situation und die Chancen und Risiken zu informieren plant der SPD-Ortsverein nach dem Austausch im Bundesverkehrsministerium einen Informationsabend mit den Bewohnern entlang der Bahnstrecke.

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